Samstag, 21. Februar 2015
Geheime Botschaften: Die Briefmarkensprache
U. a. im „Lexikon der Philatelie“ kann man nachlesen, was man unter der Briefmarkensprache, bekannt auch als „Gutferngruß“, „Glück und Gruß“ oder „Postkarten-Sprache“, zu verstehen ist:
„Darstellung spezieller, für den Empfänger bestimmter Information(en) durch Aufkleben von Postwertzeichen auf die Sendung in festgelegter oder verabredeter Stellung, deren Bedeutung für Dritte nicht erkennbar ist; um die Jahrhundertwende bis etwa vor dem 2. Weltkrieg üblich“.
Der Text auf der Post- oder Ansichtskarte war zweitrangig, die eigentliche Information sollte verheimlicht werden. Es ging um die Übermittlung verschlüsselter Botschaften durch die Briefmarkenstellung, also um einen geheimen Nachrichtenaustausch.
Klebt man die Briefmarke nicht, wie üblich, aufrecht und gerade in die obere rechte Ecke, können mit ein bis zwei dieser Postwertzeichen in verschiedenen Anordnungen und Stellungen zueinander ungefähr 70 Bedeutungsmöglichkeiten dargestellt werden.
Damit diese „Geheimsprache“ funktionierte, musste man sich über die Markenstellung einig sein. Wie auf meinen eingescannten Karten zu sehen ist, kann die gleiche Stellung völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Es gab deshalb seinerzeit Bücher, Broschüren und Heftchen mit Verzeichnissen und Deutungen von Markenstellungen, die verliebten Pärchen zur Entschlüsselung dienten. Ferner wurden Postkarten in Umlauf gebracht, auf denen jeweils aktuelle Postwertzeichen beispielhaft in verschiedenen Anordnungen und Platzierungen zu sehen waren.
In den 50er- und 60er Jahren wurde die mittlerweile unbedeutende Briefmarken-Geheimsprache noch einmal zur großen Mode.