Freitag, 8. Januar 2021
Handkuss von Margit
Wenn ich das schon etwas verblichene Datum auf der Bildseite oben rechts richtig entziffere, dann schickt die Margit am 15.11.1928 Glückwünsche zum Geburtstag ihres “lieben Onkel Robert“.
Sie schreibt: “Lieber Onkel Robert! Dies alles wünsche ich Dir zu Deinem lieben Geburtstag und recht viel Glück vor allem aber, die Gesundheit. Herzlichen Gruß Margit”.
Was Margit mit “Dies alles wünsche ich Dir” meint, hat sie ganz wunderschön auf der Vorderseite der Postkarte abgebildet: Um den Geburtstagstisch herum hat sie einen Kranz mit vielen bunten Blumen gemalt. Auf dem Tisch steht eine Flasche (Zekt?) mit Glas, ein Kaktus, ein Schokokuchen, eine Tasse Kaffee, Zigaretten, ein Blumenstrauß in einer Vase und ein Sack mit 100.000 (Schilling).
Links unten auf der Karte liest man: “Grüße an Deine Eltern und Handkuss von Margit”.
Auf der Karte rechts unten steht: “Lieber Robert! Auch ich wünsche Dir alles erdenkliche Gutte. Kussi (?) Tante …”.
Also der liebe Onkel Robert hat sich über diese Geburtstagskarte bestimmt sehr gefreut. Auch mir hätte so ein netter Glückwunsch sehr gefallen.
Dienstag, 2. Juni 2020
Bei einem Wirte wundermild …
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret.
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste.
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett in süßer Ruh
Auf weichen, grünen Matten.
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
Da schüttelt er den Wipfel:
Gesegnet sei er allezeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel.
(EINKEHR von Ludwig Uhland)
Montag, 5. Juni 2017
Alte deutsche Schreibschriften entziffern: Bis der Has legt
Eine Bekannte hat mich gebeten, einige alte Ansichtskarten in Kurrentschrift zu transkribieren. Das ist gar nicht so einfach. Auch wenn ich die alte Schrift einigermaßen beherrsche und über eine Stunde über dieser Karte geschwitzt habe … gegen Sauklauen ist man oft machtlos. Man denkt ja immer, “Wunder weiß”, was da Erhebendes geschrieben wurde. In dem vorliegenden Text geht es u. a. um Fastnacht, Ostern und den Eier legenden “Has”. Das an die Ränder Gekritzelte konnte ich beim besten Willen nicht entziffern. - Wer traut sich?
Siehe auch Grüße vom Ammersee.
An Frl.
Marie Weizmann
[Straße ??? unleserlich … Forststr ???]
in Mauerstetten
b. Kaufbeuren
Meine liebe Marie!
[…] den 16.III.19
Endlich mal Zeit findend, um ein Wörtchen zu schreiben, besten Dank für dein lb. Kärtlein, wirst es auch immer recht notwendig haben, auch bei mir fehlt es an Arbeit nicht. Nun ja, gottlob wenn man arbeiten kann, vergeht die trübe Zeit oft besser. An der Fastnacht waren wir daheim, vielleicht auch an Ostern u warten bis der Has legt …
Donnerstag, 25. Mai 2017
Alte deutsche Schreibschriften entziffern, hier: Grüße vom Ammersee
Herrn Viktorin [Eigenname unleserlich]
Gleisbautrupp
Diessen
am Ammersee
26. August 36
Lieber Pappa!
Befinde mich heute ganz wohl. Vieleicht darf ich morgen Heim. Wie geht es dir es sind doch immer so schöne Mondnachten, da wirds auf See schön sein. Sei herzlich gegrüßt von [Eigenname unleserlich].
Anmerkungen:
- Vielleicht wurde „vieleicht“ geschrieben.
- Briefmarke Profil Hindenburg 6 Pfennig-Postkarte: Ausgabedatum Februar 1934
Montag, 1. Februar 2016
“Das sollst du mit Streuseln bestreuen”
Ich erinnere mich noch gut daran, wie Peter Frankenfeld vor vielen Jahren in einer Samstagsabend-Sendung Schillers „Bürgschaft“ parodiert hat. Damals, als Jugendliche, fand ich das sehr lustig. Allerdings musste man den Text der Original-„Bürgschaft“ kennen, um darüber lachen zu können.
Zu Düonüs, dem Tyrannen strich
Hermann, den Strolch am Bande.
Ihn schlugen die Häscher im Wannsee.
„Was wolltest du mit dem Strolche, brich?“,
entgegnet im Fenster der Tüterich.
„Die Stadt von Taranteln befreien!“
„Das sollst du mit Streuseln bestreuen!“
An diesem Wochenende ist mir „Das sollst du mit Streuseln bestreuen“ wieder eingefallen, als ich meine gestreuselten Äpfel gebastelt habe.
Streusel bestehen – toll – nur aus 3 Zutaten. Bei mir waren das 220 Gramm Mehl, 120 Gramm Zucker und 140 Gramm Butter. Mengenmäßig ein bisschen anders zusammengesetzt sieht es in meinem Ur-Ur-Oma-Kochbuch von 1911 aus, aber das Ergebnis wird ebenso lecker gewesen sein. Damals hat man die Streusel noch mit ß geschrieben.
Eine größere zeitliche Herausforderung ist es, 12 Äpfel zu schälen, zu entkernen und zu würfeln. Da wir aber immer zu zweit arbeiten, ist auch dies rasch zu bewältigen. Die Apfelwürfel (säuerliche Sorte verwenden!) werden mit Zitronen- und etwas frisch gepresstem Orangensaft (wer mag, würzt ein wenig mit Zimt) in einer Schüssel vermengt und danach in eine große oder mehrere kleine Auflaufformen umgefüllt. Darüber kommt die Streuselmasse und wird bei 200 Grad im vorgeheizten Backofen überbacken, bis die Äpfel gegart und Streuselkruste schön goldgelb ist. Das dauert circa 30 Minuten.
“Das sollst du mit Streuseln bestreuen”:
Dieser gestreuselte Obstauflauf, der auch mit anderen Früchten gut gelingt, heißt auf Neudeutsch „Crumble“. Englisch “crumb” = Krümel, Krume, Brocken. Und wenn man die Streuselkrümel noch zusätzlich mit gehackten Nüssen, Mandelblättchen oder etwas Muesli mischt, wird die Kruste besonders knusprig.
Für mich sind diese gestreuselten Äpfel ein köstliches Winterdessert aus dem Backofen; sie schmecken lauwarm besonders fein.
Freitag, 29. Januar 2016
Brioche-Rezept aus dem Jahr 1911
“Brioche. Von einem halben Liter oder 250 Gramm Mehl und 40 Gramm in lauer Milch oder Wasser aufgelöster Hefe wird ein Hefenstück angesetzt, das man zum Aufgehen warmstellt. Währenddem schüttet man noch 1 Liter oder 500 Gramm gewärmtes Mehl auf das Kuchenbrett, macht in die Mitte eine Grube, schneidet 400 Gramm frische Butter über das Mehl, schlägt acht Eier in die Grube und fügt 10 Gramm Salz, 22 Gramm Zucker und eine halbe Obertasse voll Rahm hinzu, was man zu einem sehr feinen, geschmeidigen Teige auswirkt. Dann verarbeitet man denselben mit dem aufgegangenen Hefenstück, legt den zu einer Kugel zusammengeballten Teig in einem mit Mehl ausgestreuten Napf, bedeckt ihn mit gewärmten Tüchern und einem Deckel und läßt ihn 9-12 Stunden ruhig stehen. Nach Verlauf dieser Zeit knetet man ihn abermals eine zeitlang leicht durch einander, schneidet den vierten Teil davon ab, formt aus dem größeren Teil ein rundes Brot, in dessen Mitte man eine Vertiefung macht, die man mit Ei bestreicht und in die man das ebenfalls rund oder eiförmig gedrehte Teigviertel einsetzt, überstreicht das Ganze mit verquirltem Ei, legt es auf ein mit Butter bestrichenes Blech und bäckt die Brioche bei mäßiger Hitze anderthalb Stunden.“
Aus: Universal-Lexikon der Kochkunst, Leipzig 1911
Donnerstag, 17. Dezember 2015
Weihnachtsbacken nach alten Rezepten
Backen wie vor 100 Jahren. Alte Rezepte für “Backwerke“, im Jahr 1905 in Kurrentschrift niedergeschrieben - Zimmetsterne und Buttergebackenes:
Mittwoch, 16. Dezember 2015
Poesie und Blumen
Ein Poesiealbum der etwas anderen Art. Hier hat ein junges Mädchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine fremden Poesiealben mit Texten und Bildern verschönert, sondern sich aus Lieblingsgedichten ein eigenes Poesie-Büchlein geschaffen. Darüber hinaus sind wunderschöne kleine Zeichnungen von Blumen, Landschaften und Stimmungen entstanden. Die Gedichte in schöner alter Handschrift (Kurrentschrift) scheinen ausgesucht und mit Sorgfalt zusammengetragen. Mit viel Geschmack ist daraus ein hübsches Poesiealbum geworden, das sich heute, nach über 100 Jahren, leider in einem sehr schlechten Zustand befindet. Um dieses besondere Werk zu retten, habe ich Seite für Seite eingescannt, die Gedichte entziffert und alles in Klarsichthüllen aufbewahrt. So ein Kleinod ist trotz des schlechten Erhaltungszustandes doch viel zu schade zum Wegwerfen, oder? Vielleicht macht es den Besuchern dieser Seite genauso viel Freude wie mir.
“Poesie” und “Wunsch”:
“Stimmung”:
“Edelweiss”:
“Der Liebe Lust und Leid”:
“Lieb und stirb”:
“Rückblick”:
“Thränen”:
“Freundschaft”:
“Stiller Gedanke”, “Mondschein”, “Die Musik”:
“Tagebuchblätter”:
“Es strömt so goldig ins Zimmer” und “Vierblätter”:
“… Es gibt uralte Bäume, voll Wunden und Narben, über und über mit Blüten beschneit, und Menschen, denen alle Freuden starben, und doch sind ihre Seelen voll Heiterheit.”
Sonntag, 15. November 2015
Kuß oder Mäulgen, auch Schmätzgen und Heitzgen genennet …
“Kuß / oder Mäulgen / auch Schmätzgen und Heitzgen genennet / ist eine aus Liebe herrührende und entbrannte Zusammenstoßung und Vereinigung derer Lippen / wo der Mund von zwey Personen so fest aneinander gedrücket wird / daß die Lippen bey dem Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeschmackes von sich geben.”
Gefunden in: Vom barocken Frauenzimmer - Eine Auslese eigenwillig und echt, aus Liebesakademien, Frauenzimmer-Lexiken, Moritaten-Sammlungen und anderen zeitgenössischen Werken, die der deutsche Barock hinterließ, von Fritz Scheffel. Mit reichem Bild- und Buchschmuck.
Montag, 2. November 2015
Springerle: Alte Modeln, alte Rezepte
Meine Springerle- und Spekulatius-Modeln. Außer der üblichen Neuware sind da noch ein paar richtig alte mit dabei, ein Model aus Metall, zwei schöne alte Holz-Spekulatiusformen, ein großes Model mit Metallrand und ein ganz besonderes aus schwarzem Wachs. Bald werden sie zum Einsatz kommen, denn Springerle brauchen ja längere Zeit, bis sie schön mürbe und essbar sind und sind deshalb bei der Weihnachtsbäckerei immer als erstes dran.
In meinem Rezept-Archiv habe ich bereits geblättert. Es gibt alte und neue Springerle-Rezepte, Versionen mit und ohne Backtreibmittel, verschiedene Mengenverhältnisse, Zutaten und Geschmacksrichtungen. Ich werde mich wohl wieder an mein altbewährtes Springerle-Erfolgsrezept halten, das ich HIER vorgestellt habe. Vielleicht gibt es auch noch eine Spezial-Variante, die mir schon länger im Kopf herumgeistert. Das Interessanteste sind für mich beim Backen aber immer die Klassiker. Deshalb lese ich immer wieder gerne in alten Kochbüchern und handgeschriebenen Rezeptsammlungen:
Springerle-Rezept aus dem
Universallexikon der Kochkunst von 1911:
Handgeschriebenes Springerle-Rezept
von Berta (1908):
Freitag, 2. Oktober 2015
Gruß vom Chiemsee
Meine alten Ansichtskarten zeigen den Chiemsee, Frauen- und Herreninsel und stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts (1908, 1912, 1918 …). Lustig ist, wie da oft Elemente in eine Landschaftsaufnahme hineinmontiert wurden. Ganz deutlich zu sehen ist dies z. B. auf der Karte mit dem Dampfer im Vordergrund. Eine andere interessante Sache bei Ansichtkarten aus dieser Zeit ist die Photochromie. Ursprünglich monochrom, wurden die Karten nachträglich koloriert, um ihnen mehr Wirklichkeitsnähe zu geben. Es handelt sich bei Photochromdruck um ein mechanisches und nicht um ein chemisches Verfahren. Ab 1910 haben einige Ansichtskartenverlage diese Technik der Farbgebung übernommen. Man kann es den Bildern ansehen, dass sie im Nachhinein mit Farbe oder einmontierten Elementen bearbeitet wurden. Für das moderne digitale Fotolabor ein Klacks, damals ein riesengroßer Aufwand. - Ein kleines Stück Fotogeschichte, das mir immer wieder Freude macht.
Gruss vom Chiemsee. Frauen-Insel im Chiemsee. Monochrom 1908
Chiemsee. Herreninsel mit Kampenwand. Raddampfer Luitpold:
Fraueninsel im Chiemsee. Eine farbige Ansicht des Malers Rudolf Reschreiter:
Fraueninsel im Chiemsee. Ansichtskarte von 1912.
Im Vordergrund Fischerboot und Fischer:
Fraueninsel im Chiemsee, Ansichtskarte von 1918.
Im Vordergrund ein hineinmontierter Dampfer.
Die Fraueninsel selbst scheint auch nachträglich hineinmontiert:
Frauen-Insel im Chiemsee. Ansichtskarte von 1934
mit Raddampfer Ludwig Fessler:
Samstag, 9. Mai 2015
Endlich Erdbeeren !
Altes Rezept: Erdbeeren (eingeweckt):
Altes Rezept: Erdbeermark (eingeweckt):
Erdbeeren mit Sahne:
Donnerstag, 7. Mai 2015
Poesiealbum Gertrud 1904 – 1909
Poesiealbum Gertrud 1904 – 1909
Blatt 8:
Denke mein!
Ein schöner Spruch ist Dies!
Und wenn er aus der Seele kommt,
Dann ist er es gewis.
Zur Erinnerung an deinen Bruder …
28/9.1904
***
Blatt 12:
Weißt Du was bittrer ist für’s Menschenherz
Und härter trifft als alles Leid und Weh‘
Wie Not und Tod und banger Trennungsschmerz
Unüberwunden bleibt für Lebenszeit?
Wenn du geliebt jemand und ihm vertraut
Und Treu und Wort gehalten, spät und früh
Und dann erkennst daß DU auf Sand gebaut
Dein Bestes gabst und wardst verstanden nie!
***
Blatt 13:
Wenn du wirst mit neuen Schuhen
durch die schmutzge Straße gehen,
wirst du trippelnd auf den Spitzen
nach den blanken Steinen sehn.
Hast du sie beschmutzt erst wenig
Lernst du waten sicherlich.
Hüte, Kind, in deiner Seele
vor dem ersten Flecken dich.
… am 14.Oktober 1904
***
Blatt 14:
Nie schenkt ein Stand, nie schenken Güter
dem Menschen die Zufriedenheit;
die wahre Ruhe der Gemüther
sind Tugend und Genügsamkeit!
Zur Erinnerung an deine Mutter
Neuschönefeld d. 23/11.1904
***
Transkription und Foto (s): Brigitte Stolle
Korrekturanmerkungen erwünscht !
Donnerstag, 26. Februar 2015
Lieselottes Rezeptbuch 1940
Kochst du sparsam -
auch mit Liebe und Bedacht -
dann hast du bestimmt
alles gut gemacht !
Meiner lieben Lieselotte von
Mutter.
Weihnachten 1940.
Zwei handgeschriebene (Kurrentschrift) Rezepte
aus der Rubrik “Kartoffelspeisen”
1. Kartoffelhörnchen:
Meine Transkription
(Korrekturhinweise werden gerne angenommen !)
2. Möhrenpuffer:
Meine Transkription:
750 gr. Möhren, 2 große, rohe Kartoffeln, 1 kleine Zwiebel, 1 Ei od. Milei, 2 - 3 große Eßl. Karoffelmehl, 3 - 4 Eßl. Buttermilch, Fett zum Ausbacken.
Die Möhren werden geputzt, auf dem Reibeisen fein gerieben, ebenso die Kartoffeln. Man fügt Milch, Mehl u. Ei od. Milei hinzu, salzt, legt mit dem Löffel kleine Puffer in das heiße Fett und backt sie auf beiden Seiten goldbraun. Dazu Kartoffeln in Kräutertunke od. Kartoffelbrei u. Salat.
***
Lange habe ich über dem Wort Milei getüftelt: ein Schreibfehler? Eine Zutat, die ich nicht kenne? Meine Recherchen im Internet haben ergeben, dass Wort und Produkt Milei tatsächlich existiert(e)n. Es ist die Abkürzung für Milcheiweiß; so hieß ein Nahrungsmittelersatz in Pulverform, der im zweiten Weltkrieg in Deutschland zu haben war. Man verwendete es u. a. als Ei-Austauschmittel.
Samstag, 21. Februar 2015
Geheime Botschaften: Die Briefmarkensprache
U. a. im „Lexikon der Philatelie“ kann man nachlesen, was man unter der Briefmarkensprache, bekannt auch als „Gutferngruß“, „Glück und Gruß“ oder „Postkarten-Sprache“, zu verstehen ist:
„Darstellung spezieller, für den Empfänger bestimmter Information(en) durch Aufkleben von Postwertzeichen auf die Sendung in festgelegter oder verabredeter Stellung, deren Bedeutung für Dritte nicht erkennbar ist; um die Jahrhundertwende bis etwa vor dem 2. Weltkrieg üblich“.
Der Text auf der Post- oder Ansichtskarte war zweitrangig, die eigentliche Information sollte verheimlicht werden. Es ging um die Übermittlung verschlüsselter Botschaften durch die Briefmarkenstellung, also um einen geheimen Nachrichtenaustausch.
Klebt man die Briefmarke nicht, wie üblich, aufrecht und gerade in die obere rechte Ecke, können mit ein bis zwei dieser Postwertzeichen in verschiedenen Anordnungen und Stellungen zueinander ungefähr 70 Bedeutungsmöglichkeiten dargestellt werden.
Damit diese „Geheimsprache“ funktionierte, musste man sich über die Markenstellung einig sein. Wie auf meinen eingescannten Karten zu sehen ist, kann die gleiche Stellung völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Es gab deshalb seinerzeit Bücher, Broschüren und Heftchen mit Verzeichnissen und Deutungen von Markenstellungen, die verliebten Pärchen zur Entschlüsselung dienten. Ferner wurden Postkarten in Umlauf gebracht, auf denen jeweils aktuelle Postwertzeichen beispielhaft in verschiedenen Anordnungen und Platzierungen zu sehen waren.
In den 50er- und 60er Jahren wurde die mittlerweile unbedeutende Briefmarken-Geheimsprache noch einmal zur großen Mode.